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Vom Weitsee auf den Gurnwandkopf

Begonnen von bergfexklaus, 11.11.2014, 18:51

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bergfexklaus

Vom Frühstückstisch aus verfolgte ich den Kampf Föhn gegen Wolken über den Chiemgauern. Einen klaren Sieger konnte man nicht ausmachen. Gegen halb Elf entschied ich mich schließlich, auf Föhn zu setzen und fuhr zum Weitseeparkplatz, wo ich auf dem südseitigen unmarkierten Jagersteig Richtung Hörndl aufsteigen wollte.

Am Einstieg war die Überraschung groß: Jemand hat den stillen Pfad mit grellgelber Farbe exzessiv markiert (Foto 01)! Möglicherweise in guter Absicht gemacht, trotzdem überflüssig wie ein Kropf. Wer mit der Farbdose in den Bergen rumrennt sollte wissen, dass er den unmarkierten Steigen ihren Reiz nimmt. Besonders ärgerlich ist, dass dieser Steig höchstens eine Handvoll Stellen hat, wo Verhauer überhaupt möglich sind. Mit wenigen zusätzlichen Steindauben oder quergelegten Ästen hätte man diese Stellen sehr einfach und naturnah entschärfen können, ganz ohne Farbklecks-Orgie.

Irgendwann legte sich mein Ärger, ich hatte wieder Augen für die Landschaft. Immer wieder sieht man durch Baumlücken auf den wunderschönen Weitsee mit Fellhorn, Unterberghorn und Kaiser im Hintergrund (Foto 02). Leider dominierten noch die Wolken, kein ideales Foto-Licht.

An einer Verzweigung ging ich - wie meistens - Richtung Gurnwandkopf. Das Hörndl ist in der Regel ziemlich gut besucht, wenn nicht überlaufen. Der Gurnwandkopf ist ruhiger und bietet die bessere Aussicht. Außerdem ist er ein paar Meter höher. Foto 03 zeigt das Gipfel-"Kreuz" des Gurnwandkopf, immer noch ohne Querbalken. Im Hintergrund sind Wilder und Zahmer Kaiser zu sehen und auch der Walchsee. Im Süden konkuriert das Landschaftspanorama mit dem vom Fön angetriebenen Wolkenspiel (Foto 04). Dürnbachhorn, Steinplatte und Fellhorn sind im Vordergrund zu bewundern, dahinter Leoganger und Loferer Steinberge. Die Hörndlwand mit ihren drei Gipfelkreuzen ist im Osten aufgestellt (Foto 05), schon mit etwas Schnee verziert.

Der Föhn blies jetzt recht heftig. Ich war froh, warme, winddichte Sachen dabei zu haben. Nach einer angemessenen Brotzeitpause mit ausgiebiger Fütterung der gar nicht scheuen Krähen zog ich es vor, den zugigen Gipfel zu verlassen.

Abstieg über die verfallene Hochkienbergalm und das Großwappbachtal, zurück zum Weitseeparkplatz, wo ich gegen 15:30 Uhr ankam.

bergfexklaus

Gestern habe ich bei idealem Bergwetter die Gegend rund um die Hochkienbergalm etwas näher angeschaut.

Zunächst mit dem Bergradl von Traunstein über Ruhpolding an den Seen vorbei zur Röthelmoosalm. An der Abzweigung zur Hörndlwand (Weg 47) wurde das Radl im Wald deponiert. Weiter ging's zu Fuß den steilen Steig hoch, wo man am Ausstieg gleich auf den unteren Teil der Hochkienbergalm trifft. Auf Foto 06 ist die Ruine eines Almgebäudes mit Pfeil markiert, dahinter die Gurnwand.

Pfadspuren, zuletzt mit verwaschenen Farbklecksen versehen, führen auf einen Aussichtshügel westlich der Ruine. Man hat da einen fantastischen Ausblick auf den Weitsee. Foto 07 zeigt das Panorama von dort, im Hintergrund links erkennt man die Loferer Steinberge. Im Nord-Osten ist unten die Röthelmoosalm zu sehen, links der Hochgern und rechts die Haaralm (Foto 08).

Ich versuchte dann noch, das "Goldloch" zu finden, das ja letztes Jahr im Forum mal Thema war. Zwar habe ich mehre Steigspuren und Markierungen verfolgt, einen Stollen konnte ich aber nirgends sehen. Vermutlich muss man da etwas in die südwestliche Steilwand rein.

Ich war spät dran, als ich wieder an mein Radl-Depot kam. Für die Rückfahrt nach Ruhpolding wählte ich die Nur-Bergab-Variante über Urschlau. Im Tal war es jetzt stockdunkel, zum Glück hatte ich meine Stirnlampe mit. Ab Ruhpolding nahm ich dann den Zug: Goldsuchen macht müde!

bergfexklaus

In den schneefreien Jahreszeiten war ich schon häufig auf dem Gurnwandkopf, aber noch nie im Winter. Nachdem ich vor einer Woche den Versuch einer Winterbegehung an einer lawinentechnisch heiklen Stelle auf halber Höhe abgebrochen hatte, ging ich gestern noch mal los.

Ab Weitseeparkplatz ist der Steig im unteren Drittel nahezu schneefrei, dann nimmt die Schneeauflage bis zur verfallenen Hochkienbergalm kontinuierlich zu. Die Wegfindung ist in diesem Bereich nicht ganz einfach, die vereinzelten Vorgängerspuren nehmen teils ungewöhnliche Anstiege und Querungen. Oben ist der Winter noch voll zugange, meterhoher Schnee und überschneite Latschenflächen bestimmen das Bild. Der Schnee ist meist sehr gut verfestigt, ich komme ohne Schneeschuhe gut voran.

Auch der Anstieg zum Gurnwandkopf geht problemlos. Zuerst besuche ich das Obinger Kreuz, das jetzt viel einfacher als im Sommer zu erreichen ist, wo man sich durch enge Latschengassen kämpfen muss. Man hat das Hörndl mit seinen drei Kreuzen im Blick (Foto 09), rechts im Hintergrund sind die verschneiten Nordhänge von Sonntagshorn und Reifelbergen zu sehen. Im Westen steht das eigentliche Gipfelkreuz des Gurnwandkopfs, im Foto 10 links hinter dem Obinger Kreuz. Am Gipfel des Gurnwandkopfs ist dann eine ordentliche Brotzeit fällig, mit Blick herunter zur Röthelmoosalm (Foto 11). Im Gipfelbuch finden sich keine fünf Einträge aus 2015 - der Gurnwandkopf wird auch im Winter selten besucht.

Beim Abstieg komme ich per Zufall an einem traumhaften Aussichtsplatz vorbei (Foto 12). Zu sehen ist der zugefrorene Mittersee vor den verschneiten Nordabstürzen des Dürrnbachhorn.

Nachzutragen ist, dass man beim Anstieg vom Weitseeparkplatz nicht umhin kommt, einen schmalen Streifen des vom DAV ausgewiesenen Wald-Wild-Schongebiets zwischen Hochkienbergalm und Gurnwandkopf zu queren. Das habe ich im Nachhinein anhand meiner AV-Karte BY18, Ausgabe 2012, festgestellt. Hinweistafeln konnte ich allerdings nirgends sehen, nicht am Parkplatz und auch nicht an den Schongebietsgrenzen  (übrigens auch kein Wild oder Wildspuren im Schnee). Trotzdem empfehle ich den als naturverträglich gekennzeichneten Anstieg vom Seehaus aus.

bergfexklaus

Zitat von: BFklaus am 15.11.2014, 15:31
Ich versuchte dann noch, das "Goldloch" zu finden, das ja letztes Jahr im Forum mal Thema war. Zwar habe ich mehre Steigspuren und Markierungen verfolgt, einen Stollen konnte ich aber nirgends sehen. Vermutlich muss man da etwas in die südwestliche Steilwand rein.

Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich erfolglos versucht, das sagenumwobene "Goldloch" zu finden. Kürzlich hat das Bayerische Fernsehen wieder eine interessante Sendung zum "Goldrausch in Unterwössen" ausgestrahlt (http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/zwischen-spessart-und-karwendel/goldrausch-134.html) und auch das Ökomodell Achental widmet dem Thema eine Hörgeschichte (http://www.oekomodell.de/hoergeschichten-orte/unterwoessen/).

Wegbeschreibungen zum "Goldloch" am Hochkienberg findet man einige, in OpenStreetMap sind sogar die Stollenverzweigungen eingetragen, sowie ein Aussichtspunkt "Goldlochblick", von dem man die Höhle in der Steilwand sehen kann, wenn man denn weiß, wo sie ist: https://www.openstreetmap.org/#map=18/47.70027/12.57032.

"Der Weg zum "Goldloch" ist steil und gefährlich", meint das Team vom Bayerischen Fernsehen, und da ist was dran. In der vergangenen Woche, am 04.11.2015, habe ich mir die Höhle mal angesehen. Aufstieg über den Lödenseesteig und an der "Kreuzung" mit dem Weitseesteig gerade aus an den Westabstürzen entlang bis zu einer Senke unterhalb der verfallenen Hochkienbergalm. Dort folgte ich Steigpuren, die mich in einer abenteuerlich steile Rinne abwärts (Richtung Südwest) führten. Die letzten Meter bis zum Eingang empfand ich als die gefährlichsten, weil dort zwei dünne Ästchen und zwei dünne Drähte als "Eingangsrampe" eine trügerische Sicherheit vermitteln.

Die massive Eingangstür ist nicht verschlossen, jeder der es hier hoch schafft, darf rein (Foto 13). Ich ging nicht weiter als bis zur ersten Stollenverzweigung. Alleine war mir eine genauere "Höhlenforschung" zu riskant, auch wegen möglicher Grubengase.

Vom "Goldlochblick" aus hat man eine großartigen Blick auf die Steilwand und den Weitsee (Foto 14). Die Postion der Höhle habe ich rot eingekreist. Man erkennt: "Dieser Weg wird kein leichter sein ...".

Brixentaler

Servus BFKlaus,

Zitat von: BFklaus am 12.11.2015, 17:37
... Alleine war mir eine genauere "Höhlenforschung" zu riskant, auch wegen möglicher Grubengase...

Wegen Grubengas brauchst Du Dir da keine sorgen zu machen: das gibt es nur in Steinkohlenbergwerken, oder sonstigen Stollen die Kohleflöze anschneiden, was in diesem Fall nicht zutrifft.

bergfexklaus

Zitat von: Brixentaler am 14.11.2015, 13:52
Wegen Grubengas brauchst Du Dir da keine sorgen zu machen: das gibt es nur in Steinkohlenbergwerken, oder sonstigen Stollen die Kohleflöze anschneiden, was in diesem Fall nicht zutrifft.

Servus Brixentaler,

vermutlich hast du recht. Andererseits hat der Geologe von der TU München, der das Fernsehteam begleitet hatte, extra ein Gaswarnmeßgerät mit hoch geschleppt, wegen möglicher Faulgase (CO2 und Methan) durch Grubenholz.

Brixentaler

Zitat von: BFklaus am 14.11.2015, 17:11
... Andererseits hat der Geologe von der TU München, der das Fernsehteam begleitet hatte, extra ein Gaswarnmeßgerät mit hoch geschleppt, wegen möglicher Faulgase (CO2 und Methan) durch Grubenholz.

Die Chance ist zwar sehr gering, aber es stimmt schon: Faulgase können auch eine Gefahr darstellen. Allerdings ist das schon was anderes als was allgemein unter "Grubengas" verstanden wird.
Ansonsten gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge - besonders bei der Höhlenforschung. Somit halte ich die Verwendung eines Gaswarnmeßgeräts keinesfalls für überflüssig.