Steig nur für Schwindelfreie
Der bekannte Heuberg besitzt vier Gipfel. Neben dem kleinen, grasigen, pyramidenförmigen Heuberggipfel (Grasgipfel, 1338 m) ist auch die felsige Wasserer Wand (1358 m) relativ bekannt. Auch der Kitzstein (südlichster Gipfel, 1398 m) wird zeitweise bestiegen. Die steil über Nußdorf auffelsende Kindlwand (1229 m) ist, vom Inntal aus gesehen, der linke (nördliche) und niedrigste Gipfel des Heubergs und verläuft etwa parallel zur Wasserer Wand (nordwestlich). Der Weg auf den Gipfel ist vielen Wanderern nicht bekannt und auch schwer zu finden.
GPS-Wegpunkt:
N47 44.623 E12 09.369 zu Google Maps
Umweltfreundliche Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Für umweltbewusste Bergwanderer ist Nußdorf insbesondere am Wochenende mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur bedingt erreichbar.
Mit der Bahn kann man über Rosenheim oder Kufstein bis nach Brannenburg fahren. Von hier aus gelangt man mit dem Bus weiter bis nach Nußdorf.
Nur an Werktagen fährt der RVO-Bus 9490 von Rosenheim-Bhf. nach Nußdorf a. Inn.
Mit dem Pkw:
Über die A8 München-Inntaldreieck/Salzburg und die A93 Inntaldreieck-Kufstein/Innsbruck bis zur Ausfahrt Brannenburg fahren und auf der St2359 weiter in östl. Richtung über den angestauten Inn bis nach Nußdorf. Hier zentral in der Ortschaft links nach Neubeuern/Rohrdorf abbiegen und unmittelbar darauf in den Wanderparkplatz „Am Steinbach“.
Alternativ die A8 Salzburg-München bei der Ausfahrt Rohrdorf verlassen und auf der St2359 in südl. Richtung durch Neubeuern (historischer Ortskern) fahren und etwas nach dem Nußdorfer Ortsschild in den Wanderparkplatz „Am Steinbach“.
Mit dem Bike:
Sportliche Rosenheimer/innen können über Happing, dem Inndamm am Neubeurer See vorbei und entlang des Steinbachs an ihren Ausgangspunkt nach Nußdorf an Inn radeln (ca. 1 Std.).
Tourenplaner / Online-Fahrpläne:
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Information:
Direkt gegenüber des zentralen Parkplatzes beginnt in östlicher Richtung ein im weiteren Verlauf für den öffentlichen Verkehr gesperrtes Sträßchen, das durch das romantische Mühltal führt. Im Mühltal befinden sich Abgrabungen und Höhlen, in denen früher „Gips-Gestein“ gewonnen wurde, das nach dem Brennen in den vom Steinbach betriebenen Gipsmühlen zerrieben wurde. Für Barock- und Rokokobauten war der Nußdorfer Gips bis nach Ungarn ein gefragtes Baumaterial.
Etwa in der Mitte des Mühltalwegs liegt der Weiler Mühlthal mit der 550-jährigen Getreidemühle Müller, dessen Wasserrad heute wieder in steter Bewegung ist. Diese ist auch Teil des Geschichtspfads „Der Mühlenweg“, der in 18 Stationen einen Einblick in die Heimat- und Technikgeschichte von Nußdorf gibt und für den im Sommerhalbjahr regelmäßige Führungen angeboten werden (Info s. Verkehrsamt Nußdorf am Inn).
Die zum Vermahlen von Getreide und Gestein benötigten Mühlsteine kamen aus den heute historischen Steinbrüchen bei Neubeuern (Hinterhör) und Brannenburg (Biber).
Link zu Mühlenweg / Führungen
Mariä Heimsuchung und Einsiedelei Kirchwald
Als bedeutendstes kirchliches Bauwerk im Gemeindebereich von Nußdorf darf die barocke Wallfahrtskirche im Ensemble mit der heute noch bewohnten Einsiedelei Kirchwald bezeichnet werden. Im Jahr 1644 schuf sich ein mit einem Gnadenbild aus Rom zurückkehrender Pilger eine Klause in einer Felsenhöhle unterhalb der heutigen Kirche. Eine neben der "Quarantan" austretende Wasserquelle hatte heilende Wirkung und schon bald entwickelte sich eine häufig besuchte Wallfahrtsstätte. Die weitere Entwicklung ist einem Nußdorfer Wirtssohn zu verdanken: Pater Casimir Weiß ließ 1720 die Kirche und die Klause erbauen. Den einheitlich gestalteten Spätbarockbau errichtete Wolfgang Dientzenhofer, die heutige Innenausstattung entstand 1756 mit drei Altären und einer Kanzel im Rokokostil. In der Mitte des Hochaltars ist das Gnadenbild - eine byzantinische Ikone - in einen prachtvollen Strahlenkranz eingearbeitet.
Bedeutung hatte die Einsiedelei in früheren Jahrhunderten als Schule für Nußdorf. Die Kinder mussten über viele Jahre den steilen Weg in die Klause zum Unterricht antreten.
Link zur Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung.
Wo der Steig von Nußdorf zum Heuberg über Kirchwald und Wassertal mit dem Steig über die Bichleralm zusammentrifft, dort zweigt nach rechts ein kleiner Weg in Richtung Kindlwand ab. Deren Wände erreicht man nach wenigen Minuten. Wenn man die Felswände erreicht, geht man ca. 30 Meter nach rechts. Hier gibt es eine kaum erkennbare, sehr steile Klettergelegenheit (UIAA 1), die ca. 8 Höhenmeter nach oben zu einem kleinen Durchschlupf durch die Felsen führt. Dieses Loch ist allerdings von unten (also am Fuß der Felswand) nicht zu sehen. Es ist also etwas Glück und Suche erforderlich, die richtige Stelle gleich zu finden. Wenn man dann hinauf gefunden hat, durch dieses Loch durchkriechen und danach links wenden. Vorsicht: gleich nach dem Loch auf der anderen Seite geht es ca. 100 Meter steil nach unten - Kinder ans Seil nehmen! Dem sichtbaren Pfad folgen und in zwei Minuten zum Gipfel. Bei Nässe, Glätte, Schnee und Eis meiden!
Junge Trachtler verwirklichten Vorhaben (Zeitungsbericht von 1999)
Im August 1999 wurde das nach 38 Jahren marode gewordene Holzkreuz auf der "Kindlwand" am Heuberg durch ein neues Gipfelkreuz ersetzt. Dass diese schwierige Aktion von jungen Nußdorfer Trachtlern durchgeführt wurde, bezeichnete Hans Dandlberger, Erster Vorstand des über 400 Mitgliedern starken Trachtenvereins "Alpenrose", in einer kurzen Ansprache auf dem Gipfel als einen "Höhepunkt in der Vereinsgeschichte". Als Inschrift übernahmen die Trachtler den seinerzeit von der Landjugend für das jetzt entfernte Kreuz gewählten Text: "Den Gefallenen und Vermissten zu Ehren".
Trachtenvorstand Hans Dandlberger hatte auf der Hauptversammlung die Erneuerung des Kreuzes durch die "Jungen" des Vereins angeregt, die durch eine derartige Gemeinschaftsleistung ihren Zusammenhang unter Beweis stellten konnten. Auch sei es Sache der Nußdorfer, für das Kreuz auf "ihrer" Wand zu sorgen und dies nicht anderen zu überlassen. Aufforderungen, die sich die Angesprochenen nicht zweimal sagen ließen.
Sägewerksbesitzer Sepp Fischer spendete "a grecht's Holz", gut abgelagertes Lärchenholz, das vom Zweiten Vorstand, Andreas Niederthanner junior, fachgerecht bearbeitet wurde. Nach den notwendigen Vorarbeiten auf dem Gipfel konnte das Kreuz aufgestellt werden. Die nicht ungefährliche Schlusskletterei zum Gipfel wurde von den schwerbepackten jungen Burschen gewandt gemeistert. Jeweils vier Mann trugen den Längs-, zwei Mann den Querbalken. Zudem mussten Spannseil, Beschläge und Beton transportiert werden und forderten von der Kondition der Trachtler das Letzte. Das Kreuz – mit sechs Stahlseilen an einbetonierten Eisenschienen gegen den stärksten Sturm gesichert – sei nun wieder "ein weit sichtbares Zeichen unseres Herrgotts für unser Heimatland", so der Trachtler.
Südlich der Kindlwand lässt sich gelegentlich ein ganzes Rudel Gämsen sehen.
Chiemsee, Traunstein, Ruhpolding, Chiemgauer Alpen und Seen
von Freytag & Berndt
Rund um Heuberg - Dandlberg - Samerberg und Kranzhorn
von Stuffer, Dr. Georg
Chiemgauer Alpen
Wasser - Moore - Wälder - Felsen
von Zebhauser, Helmuth